Gespräch mit Apothekerin Susanne Oestreicher

Es kommt fast überfallartig. Den Betroffenen bleibt selten Zeit sich noch vorzubereiten. Es geht meistens mit Übelkeit einher. Und es kommt in Schüben.

Seit längerer Zeit werden die Menschen bei uns mit diesem Infekt gequält. Wen es getroffen hat, der liegt zumeist schlapp und erschlagen bis zu 3 Tagen im Bett. Grund genug für uns, darüber mit kompetenter Seite zu sprechen.

Wir treffen uns mit Susanne Oestreicher. Seit 1991 approbierte Apothekerin, leitet sie ab 1994 die Industrieapotheke in der Bürgermeister-Trupp Strasse 2 in Oppau.

RED: Vielen Dank, dass Sie Zeit für uns haben. Was passiert bei uns gerade?

SO: Es geht wohl ein Durchfallvirus um, das in Etappen auftritt. Das heisst es geht für ein paar Tage um. Dann ist wieder für einige Zeit Ruhe. Es ist eine normale Viruserkrankung, die nicht ungewöhnlich ist. Betroffen sind alle Altersgruppen. Ich denke es ist ein normaler, also klassischer Durchfallvirus. Nicht mit dem Norovirus, den wir vor ca. einem Jahr hatten, vergleichbar. Da mussten Viele ins Krankenhaus.

RED: Wie schützen wir uns. Was haben wir für Möglichkeiten?

SO: Ich empfehle auf jeden Fall die Desinfektion der Hände. Einreiben und 30 Sekunden einwirken lassen. Selbstverständlich die Desinfektion der Toilette. Das ist eine sogenannte Breitbandmassnahme gegen sämtliche Bakterien, Pilze und Viren. Ganz wichtig auch die Desinfektion der Türklinken.

RED: Das ist die Prophylaxe, also die Vorsorge. Wenn jemand erkrankt ist, was kann er/sie tun?

SO: Wichtig ist die Elektrolytsubstitution. Die berühmte WHO-Mischung. Wenn es nur Durchfall ist, also kein Erbrechen etc. dann gibt es sehr gute pflanzliche Mittel, Gerbstoffe etc. Wenn ich am Arbeiten bin und es schnell gehen soll, kennen wir Wirkstoffe wie Loperamid. Wenn Erbrechen dazukommt gibt es in der Apotheke ebenfalls freiverkäufliche Präparate. Und natürlich sehr viel Trinken. Der Körper benötigt in dieser Zeit viel Flüssigkeit. Ansonsten kommt es durch den Elekrolytverlust schnell zu einem Kreislaufzusammenbruch.

RED: Cola und Salzstangen?

SO: Davon halte ich nichts. Cola reizt den Magen zu stark. Gerade wenn man sowieso einen empfindlichen Magen hat. Das macht keinen Sinn. Das wurde früher empfohlen, weil der Körper stark an Elektrolyten und Traubenzucker verliert. Heute empfehle ich auf jeden Fall die WHO-Mischungen.

RED: Was kann der Betroffene trinken?

SO: Kamillentee, Schafgarbe. Pfefferminztee oder entsprechende Magen- und Darmtees. Keine kohlesäurehaltigen Getränke auch keine säurehaltigen Getränke wie Säfte. Wenn Apfelsaft, dann nur hoch verdünnt mit Leitungswasser.

RED: Wielange dauert die Erkrankung?

SO: Wir rechnen 1 bis 3 Tage. Wenn es länger dauert als 5 Tage muss in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden und eine Stuhlprobe genommen werden. Dann steht der Verdacht einer Vergiftung mit Salmonellen im Raum. Alles was unter 3 Tagen bleibt ist normal.

RED: Was sind WHO-Mischungen?

SO: Das ist die klassische Mischung empfohlen von der WHO. Kalium, Natrium, Magnesium und Traubenzucker. Hier handelt es sich um Salze die sich schnell im Körper auflösen und ihre Wirkung entfalten.

RED: Was tun wir mit Kleinkindern?

SO: ein mögliches Mittel ist geriebener Apfel, dieser enthält Pektin. Dann Joghurtbakterien, Hefepräparate. Elektrolytlösungen mit entsprechendem Geschmack wie Apfel, Banane etc. Das Wichtigste auch hier. Viel Flüssigkeit. Die verlorene Flüssigkeit muss wieder in den Körper des Kindes. Kleine Kinder trocknen sehr schnell aus. Wenn Eltern zu lange warten dann muss das Kind unter Umständen Infusionen bekommen. Deswegen ist eine schnelle Reaktion durch die Eltern wichtig.

RED: Und die seit Jahren bekannte Aktivkohle?

SO: Aktivkohle ist auch sehr gut. Dann bei Erwachsenen aber mindestens 4 Stück pro Applikation wegen der Absorption (Aufnahmefähigkeit des Körpers – d. Red.) einnehmen. Für Kinder entsprechend weniger.

RED: Wir bedanken uns für das Interview, Frau Oestreicher

Die Apothekerin ist für Sie erreichbar in der Apotheke zu den bekannten Öffnungszeiten unter:

Tel: 0621 – 651108

Industrie-Apotheke
Bürgermeister-Truppstrasse 2
67069 Ludwigshafen