Text und Bilder der Chronik der protestantischen Kirche Oppau entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung der beiden Oppauer Pfarrerinnen Ute Friedberg und Susanne Seinsoth aus dem Buch „1200 Jahre Kirche in Oppau“, das anlässlich des Jubiläums zum 50-jährigen Wiederaufbau der Oppauer Auferstehungskirche im Jahr 2002 neu herausgegeben wurde. Für die protestantische Kirche in Oppau war die mehrfache Zerstörung im 2. Weltkrieg nicht die einzige Heimsuchung. Rhein-Hochwasser, Explosion und Kriege waren die Ursachen wiederholter Zerstörungen.
Grußwort
Unsere Kirche steht im Zentrum des Ortes, und wir wissen, dass sie für viele Menschen einen hohen Stellenwert hat. In unserer Auferstehungskirche sind wir Gott nah, hier schöpfen wir Kraft und lassen uns stark machen, um den Alltag zu bestehen. Viel und hart ist gearbeitet worden, um die Kirche wieder aufzubauen und zu erhalten. Dazu bedurfte es den großen Einsatz von Menschen und die Kraft zum Durchhalten; eine Kraft, die nur Gott schenken kann. So haben wir eine schöne Kirche in einer lebendigen Gemeinde, in der Traditionelles geachtet und bewahrt wird, die aber stets auch offen ist für Neues.
Zwei Pfarrerinnen in einer Kirchengemeinde, das ist bis heute ein einmaliges Modell in unserer Pfälzischen Landeskirche, und dieses Modell, das inzwischen Alltag geworden ist, läuft seit 10 Jahren gut und erfolgreich. So steht Oppau dafür, die Tradition zu bewahren und dennoch offen zu sein für neue Ideen. Die folgenden Texte und Bilder erzählen von der Geschichte unserer Kirche. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Zeitreise durch die Jahrhunderte!
Susanne Seinsoth und Ute Friedberg
1200 Jahre Kirchenbaugeschichte
Aufgrund der teils guten Beschreibungen konnten die Grundrisse und Ansichten von drei Bauformen (I-III) ungefähr, von vier Bauformen (IV-VII) genau festgestellt werden. Beim letzteren Bericht waren die Niederschriften der Pfarrer eine große Hilfe. Da in verschiedenen Abhandlungen nicht mehr gebräuchliche alte Maße als Modul angegeben waren, musste erst ein Vermessungsfachmann bemüht werden, diese ins Verhältnis zu unserem metrischen System zu bringen. Die Ansichten entsprechen nur in etwa den damaligen Formen.
Da die Kirche immer in Geldnöten war – die Archive sagen dies auch aus – kann angenommen werden, dass selbst in der hohen Zeit der abendländischen Baustile Romanik und Gotik, unsere Kirche niemals an Aufwand und Schönheit mit anderen (weniger vom Hochwasser gefährdeten) Kirchen konkurrieren konnte; sie war nie eine Kirche mit großen Formen mit schönen Rundbogenfenstern oder Architravs, sie hatte kein feines gotisches Maßwerk oder Ziselierungen, keine Strebepfeiler, Wasserspeier, Plastiken, Überwölbungen oder ähnliche architektonischen Spannpunkte; ganz abgesehen von innerem Schmuck. Selbst in der Barockzeit, als die Kirchen sich gegenseitig an Aufwand und Reichtum überboten und die Architekten mit großem Pathos – sagen wir Wollust – herrliche Kunstwerke schufen, war sie einfach geblieben, schmucklos, sachlich und nüchtern. Sie war eine Begegnisstätte der Menschen mit Gott. Man hatte scheinbar nicht den Mut, sie schöner zu gestalten. Vielleicht liegt es auch an der Mentalität der Rheinfranken (Pfälzer) jedem Ding eine einfache klare Form zu geben.
Kirchenbau.
Alle sieben Kirchen standen an der gleichen Stelle. Zur Veränderung der vorhergehenden Form zwang entweder Vergrößerung, andere Bauweise, Anpassung an den Stil der Zeit oder ähnliche Anlässe. Der Standort war der höchste Punkt von Oppau, d. h. alle damaligen Höfe der Feudalherren standen mit mehr oder weniger Abstand locker um das Kirchlein herum. Obwohl die Kirche am höchsten Punkt der Gemarkung stand, wurde sie immer wieder vom Hochwasser heimgesucht. Die Geschichte nennt besonders die Katastrophenjahre 1633, 1648, 1784, 1816, 1824 und 1882. Der Energie und dem Aufbauwillen der Pfarrherren ist es zu danken, dass diese Kirche immer wieder neu aufgebaut wurde. Sie bildete ein Zentrum aus dem sich mit den verschiedenen Höfen rundum allmählich eine Ortschaft, ein Kirchdorf entwickelte. Das Rathaus stand im Mittelalter und neueren Zeit gegenüber der Kirche, jetzt im heutigen Grundstücksbereich der katholischen Kirche.
Als die Glaubensspaltung kam und im Jahre 1556 alle Oppauer Bürger lutherisch wurden, wurde dies auch unsere Kirche. Die verbliebenen Altgläubigen – nun hießen sie Katholiken – bekamen vom Schultheiß im Rathaus einen Raum zur Glaubensausübung zugewiesen. Erst im 18. Jahrhundert bauten sich unsere Glaubensbrüder, inzwischen stärker angewachsen, eine eigene schöne Kirche. Nun standen sich die beiden Kirchen Giebel gegen Giebel schräg gegenüber und waren nur durch die Kirchgasse und später durch die Friedhofsmauer voneinander getrennt. Die nachfolgenden Skizzen, durch Federzeichnungen und Fotos ergänzt, sind bewusst einfach gehalten; sie sollen nur erklären, wie es gewesen sein könnte.
Erste Kirche 808 – 1243
Erste urkundliche Erwähnung von Oppau im Lorscher Codex (Schenkungsbuch) unter dem Namen Hophowo, dem Lobdengau (Ladenburg) zugehörig. Erster Nachweis der Kirche, die dem heiligen Martin geweiht war.
Ende des 9. Jahrhunderts (etwa 880) erhielt König Arnulf und später sein Vasall Graf Siegbald die Kirche und die damit verbundenen Besitzungen. Der Letztere übertrug alles 888 an das Kloster Lorsch, das die Kirche dem Dekanat Weinheim einreihte, denn Oppau war damals rechtsrheinisch. Im Jahre 1232 kam die Kirche mit ihrem Besitztum an das Erzbistum Mainz und ab 1234 an die Domprobstei Worms. Die erste bekannte größere Zerstörung durch Hochwasser datiert aus dem Jahre 1243; zuvor war die Kirche durch Feuer und Hochwasser schon dreimal beschädigt und wieder so aufgebaut worden, wie sie vorher war. Die Kirche bestand außer dem Fundament ganz aus Holz und hatte ein recht flaches Dach von Kirchenschiff und Turm. Sie war ungefähr 15 m lang und 5 m breit, also ein bescheidenes kleines Kirchlein. Die Firstrichtung erstreckte sich von Nordwest nach Südost. Der Turm stand Mitte der nordöstlichen Seite des Schiffes angelehnt. Über Dacheindeckung, Fenster und Türen gibt es keine Aussagen. Die Firsthöhe betrug 5 m.
Zweite Kirche 1243 – 1707
Nach der Zerstörung 1243 wurde die Kirche teilweise aus Stein und Holz aufgebaut. Sie war bei gleicher Größe auf den alten Fundamenten errichtet worden, wurde aber im Jahre 1496 wiederum zerstört. Vor der Kirche stand ein sogenannter Pranger, auf welchem Oppauer Einwohner für ihre Schandtaten, die zum Teil harmlos waren, durch Zurschaustellen oder andere mildere Folterungen büßen mussten. Um 1556 entschied man sich für die lutherische Konfession. 1680 kamen wieder Katholiken zugezogen. Sie hielten im Rathaus und später daneben in einer Notkirche Gottesdienst. Erst Ende des 18. Jahrhunderts, Bauzeit 1771 – 1774, erhielten unsere Glaubensbrüder dann ein schönes schmuckvolles eigenes Gotteshaus. Inzwischen hatten die Reformierten die Lutheraner abgelöst. Im 30 jährigen Krieg 1641 befanden sich noch 6 Familien in Oppau.
Dritte Kirche 1707 – 1827
Die protestantische Kirche wurde 1707 erneut durch Hochwasser zerstört und danach bei gleicher Länge mit größerer Breite, ganz in Stein am alten Platz neu errichtet. Der First ging von Nordwest nach Südost. Sie hatte im Verhältnis von Länge zu Breite nun ein besseres Maß; trotz der glanzvollen Barock- und Rokokoepoche schmucklos, fast ärmlich, bar jeglicher architektonischer Eingebung. Die Orgel stammte aus dem Jahr 1760 und bestand aus einer dreiteiligen Anlage mit gerundetem Mittelturm und geschweiften Giebelstücken auf den Flügeln. Die Holzschnitzerei war im Rokokostil gehalten. Die einzige Glocke der damaligen Zeit hatte eine Umschrift in zwei Zeilen:
ZU DER REFORMIRT GEMEIND IN OPPAU PRIVATIV GEBRAUCH C.B. WILHELMI REFORMIRT PFARRER PET. MASSAR – ALLMOS
PFLEGER ISAAK GILBERT DIACONUS A(nno) 1767 ANSELM FRANTZ SPECK IN HEIDELBERG GOSS MICH.
Für die Größe der Pfarrgemeinde war die Kirche viel zu klein. Der Pranger war genau wie zuvor wieder vorhanden. Die Menschen mussten vor dem Betreten der Kirche an den Büßenden vorbeigehen. Die immer wieder aufkommenden Hochwasser (1824) brachten es zuwege, dass die Kirche 1827 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Erst um diese Zeit wurde der Rhein durch Errichtung von Deichen (1820-1840) durch Ingenieuroberst Tulla gebändigt. Schon in frühester Zeit befand sich rund um die Kirche der Friedhof. Dieser wurde, genau wie bei der katholischen Gemeinde, im Jahre 1820 aufgegeben. Die Toten wurden nun auf dem gemeinsamen Friedhof im Osten von Oppau bestattet (heutiger Oppauer Park). Ab 1700 ist die Bezeichnung Oppau allgemein üblich.
Vierte Kirche 1830 – 1842
Der Wiederaufbau erfolgte 1830 durch den einheimischen Bürgermeister und Bauunternehmer Jakob Pfarr.
Die Kirche hatte inzwischen eine Winkelform erhalten, mit Einschließung des Turms zweiseitig. Das Dach war mit Ziegeln gedeckt. Der Turm war bis in halbe Höhe viereckig geblieben, von da ab achteckig in Verkleidung aus Holz und Schiefer und mit einem modernen spitzen Turmhelm versehen. Trotz der räumlichen Ausdehnung war die Kirche für die Bevölkerung immer noch zu klein. Wie ihre Vorgängerin war sie dürftig in der Bauweise und schmucklos gestaltet. Der Pranger war endlich verschwunden. Altar und Kanzel befanden sich im mittleren Bereich. Der First verlief im Hauptbau wieder von Südost nach Nordwest, jedoch ging ein weiterer First von Nordost nach Südwest und beide trafen sich zentral über dem Altar.
Die Kirche war so klein, dass im Volksmund der Vers entstand:
Gehen sie alle nein, dann gehen sie nit alle nein, gehen sie nit alle nein, dann gehen sie alle nein!
Fünfte Kirche 1842 – 1921
Etwa 1842 entstand ein weiterer Kirchenanbau nach Südosten (wahrscheinlich ist dies das Jahr der Fertigstellung) , außerdem wurde der Turm neu gestaltet. Diese Veränderung wurde im neuklassizistischen Stil vorgenommen. Damit hatte unsere Kirche eine eigene Stilrichtung erhalten, die sie bis heute behalten sollte. Diese Version der Baugestaltung ist den Älteren unter uns noch bekannt. Im Jahre 1905 wurden kleinere Umbauten vorgenommen, Heizung und Empore betreffend.
Einwohnerzahl in Oppau 1850 1678 Personen.
An der Nordseite befand sich das Waagenhaus mit Waage und in der Verlängerung der Kirchenschiffachsen das Kriegerdenkmal für 1870/71 und 1914/18. Vorn an der Ecke zur Edigheimer Straße stand die einst so berühmte Linde. Baupläne aus der Zeit um 1905 sind vorhanden. Für die Planung zeichnete damals Peter Böhn II. Der Bauleiter hieß Peter Winkler, Bürgermeister war Peter Schmitt IV. Im Pfarrhaus wohnte Pfarrer Walter. 1882/83 wird Oppau durch Hochwasser fast völlig zerstört: 23 Tote. Schiffe fahren durch die Straßen. 1921 führt Oppau als erste Gemeinde der Pfalz das 8. Schuljahr ein. Die furchtbare Explosion im Werk Oppau der BASF am 21. September 1921 zerstörte auch weitgehend unsere Kirche.
Sechste Kirche 1923 – 1943
Der Wiederaufbau erfolgte 1923, die Einweihung war erst 1928. Für die Bauplanung wurde der Architekt Schrade, Reg.-Baumeister in Mannheim, gewonnen. Die Bauleitung hatten die Architekten Latteyer und Schneider, Ludwigshafen. Spätere Veränderungen nahm Architekt Blum aus Oppau vor. Bürgermeister war Dr. Zorn, der in der Nachkriegszeit Minister in Bayern wurde. Ursprünglich sollte die Kirche durch Einbeziehung des Gemeindesaals 800 Sitzplätze erhalten. Diese Forderung widersprach jedoch einmal architektonischem Raumempfinden, zum anderen ließen die beschränkten Grundflächenverhältnisse keinen größeren Bau zu. Die Inneneinrichtung mit Empore ist bis dahin fast, die Orgel in ihrem ersten Drittel vollendet. Orgelbauer war die bekannte Firma Steinmeyer aus Öttingen.
Die Kirche wurde um 90° gedreht, der First verlief nun von Nordost nach Südwest. In dieser Richtung erfuhr die Kirche eine Vergrößerung, ebenso seitlich des schon vorher vergrößerten Turms. Aus Gründen der Harmonie und Symmetrie wurde am nördlichen Teil des Turms ein Bauteil abgerissen und in anderer Form wieder aufgebaut. Der Turmschaft schneidet in das Satteldach ein. Die ursprüngliche Form des Baus wird durch die beiden seitlichen Sattelstümpfe südöstlich und nordwestlich angedeutet. Die beiden alten Giebel wurden sichtbar erhalten. Im Kirchenraum wurde an der Innenseite der Turm geöffnet und Platz für einen neuen Altarraum geschaffen. Die Empore wurde vollkommen neu gestaltet, ebenso deren und des Turmes Aufgänge. Die Kirche hatte endlich ihre optimale Größe erreicht. Der Haupteingang war nun von der Südwestseite, vom Pfarrhofgarten aus , angeordnet worden. Die Gliederung der jetzt wesentlich schmuckvolleren Kirche erfolgte an der Kirchenstraße durch vier schöne Pilaster und einen Flachgiebel über dem Gesims.
Grundriss der Empore und des Kirchenraumes
Zwischen den Pilastern ordnete der Architekt ein Rundbogenportal und drei wirkungsvolle Fenster an. Zur Ostseite wurden kleinere Rundbogenfenster und neue Türen ausgebildet. Nordöstlich gegen das neue Rathaus von Prof. Hans Poelzig wurden kleinere, an der Südwestseite drei große Rundbogenfenster angeordnet, das mittlere ist mit dem Kirchenportal verbunden. Darüber entstand ein großer, alles überspannender Rundbogen, der die Südwestseite des Daches zu tragen hatte. Gegenüber der Form von 1830 wurde der Turm höher gebaut und mit einem sehr spitzen achteckigen Turmhelm versehen. Die Kirche kann man der Neuromantik zuordnen (romantisierender Stil), eine verspätete Kunstrichtung des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Der Kirchenbau erfuhr von dem namhaften Architektprofessor Dr.-Ing. Graf in Kaiserslautern eine würdige Kritik, die auszugsweise wiedergegeben werden soll.
Oppau hatte zu Kriegsbeginn 14 595 Einwohner. Die prot. Kirche wurde im 2. Weltkrieg mehrere Male schwer beschädigt.
Folgende Daten lassen sich durch Pfarrer Stoeppler genau nachweisen:
20./21. Juni 1940 war einer der ersten Luftangriffe auf Oppau. Bomben fallen in der Nähe der Kirchenmauer. Außen- und Innenputz sowie die Orgel werden beschädigt. Alle Fenster u. a. die mit der Glasmalerei wurden restlos zerstört. Die provisorische Aufbaumaßnahme leitete Architekt K. Latteyer, Ludwigshafen. 1941 kommen neue Schäden hinzu; man versuchte die Kirche zu erhalten. Im Jahre 1942 mussten wegen Baufälligkeit des Turmes zwei Glocken vom Glockenstuhl geholt werden, nur die kleinste blieb im Turm.
Pfarrer Eicher schreibt damals:
„Am 23. / 24. September 1943 weitere große Zerstörung der Kirche durch einen Luftangriff britischer Flugzeuge auf Mannheim und Ludwigshafen. Die Kirche brennt aus. Sie bleibt eine Ruine bis 1951. In der gleichen Nacht ist die noch im Glockenstuhl hängende kleine Glocke aus dem Jahr 1767 mit dem brennenden Turmgebälk in die Tiefe gestürzt.“
Notkirche 1947 -1952
Bis zum Wiederaufbau der Kirche sind folgende Daten bemerkenswert:
Frühjahr 1945 Protestantischer Gottesdienst in der katholischen Notkirche
19. August 1945 Einweihung der 1. Notkirche durch D. Stichter, Speyer
1947 Die einzige noch erhaltene Glocke wird in der BASF repariert.
Am 11. Februar 1947 wird sie nach langer Vorbereitungszeit sorgfältig geschweißt. Das gesamte Herstellungswerk wird am 01. April 1947 beendet.
Nun ist der Weg frei zur alten Verwendung, die mit Ankunft und Montage des Gußstahlgeläutes am 08. Dezember 1954 und mit der Glockenweihe am 19. Dezember endet.
Sie hat noch sieben Jahre ohne Kopfbedeckung geläutet.
Diese heute 235 Jahre alte Glocke gilt als älteste Glocke von Ludwigshafen.
Sie wird 25 Jahre später (1978) das Taufbecken unserer Kirche tragen.
1947 – 1952 Für mehr als 5 Jahre wird die Notkirche im Gemeindehaus später Kino, Kd-Markt heute leer stehend, zum Zentrum der ev. Christen in Oppau.
14. August 1948 Einweihung der erweiterten Notkirche durch Pfarrer Köhler, Bad Dürkheim
22. April 1949 Teilbezug des Pfarrhauses
01. Januar 1950 Aufruf zum Kirchbauopfer, wonach eine stattliche Summe gesammelt wurde. In 14 Bezirken aufgeteilt, sammelten Frauen aus der Gemeinde bei den Oppauer Protestanten für den Wiederaufbau ihrer Kirche.
Siebte Kirche ab 1952
Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren 1951/52. Als Architekt war Bau-Assessor Walter Blessing, Neckargemünd/Stuttgart gewonnen worden. Die Bauleitung hatte Architekt Georg Friedrich Weisbrod, Oppau. Bauunternehmer, Zimmerer und Dachdecker waren die einheimischen Firmen Johann Seidenabel, Leonhard Klötz und Jakob Koch. Alle legten kräftig Hand an das neue Werk, angeführt vom energischen Pfarrer Bernius, dem Presbyterium und freiwilligen Helfern. Die Grundmauern des Baus von 1923 waren alle noch erhalten, so dass man sich im Wesentlichen darauf beschränken konnte, die alte Form wieder herzustellen. Verschiedene Bauänderungen mussten aus ästhetischen Gründen gesondert vorgenommen werden.
Sichtbare Wegnahme des großen alles überspannenden Rundbogens der Südwestseite.
Veränderung der Dachform des ursprünglichen Kirchenschiffs.
Abschneiden des alten Giebels und Ausbildung zu Walmen.
Veränderung verschiedener Fenster.
Veränderungen im Chorraum und der Empore.
Verschiedene Gurtgesimse wurden entfernt und dadurch der Kirche ihre Behäbigkeit und Bedrücktheit genommen. Der Turm erscheint schlanker, was durch die Erhöhung des Turmhelms noch besonders hervorgehoben wird.
15. März 1952 Richtfest in Gegenwart zahlreicher Ehrengäste der Kirche, Kommune, BASF und Gemeinde. Die am Bau beteiligten Handwerker überbrachten ebenfalls in sinnigen Worten ihren Wunsch zum Gelingen des Werkes zum Ausdruck. Die Feier wurde umrahmt vom Posaunenchor Ludwigshafen-Nord und vom ev. Kirchenchor Oppau unter Leitung von Frau Bernius. Der jetzt beginnende zweite Bauabschnitt soll derart gefördert werden, daß die Gemeinde noch in diesem Jahr in ihr wiederhergestelltes Gotteshaus einziehen kann. Das Wort des Psalmisten sei Losung und Verpflichtung zugleich: „Herr, ich habe lieb die Stätte Deines Hauses und den Ort, da Deine Ehre wohnt“.
14. Dezember 1952 Einweihung der Kirche durch den Kirchenpräsidenten D. Stempel, Speyer, unter dessen Amtszeit als Pfarrer in Oppau die Kirche im Jahre 1923 nach der Explosionskatastrophe von 1921 wieder aufgebaut worden war. Das Kirchenfenster im Altarraum wurde von Willy Oeser geplant und von der Firma Grosskopf in Karlsruhe gebaut. Es zeigt Jesus mit seinen Wunden der Kreuzigung. Es wurde von der BASF gestiftet. Am Tage der Einweihung erhielt die wieder aufgebaute Kirche den Namen „Auferstehungskirche“. Sie hat ihn als Symbol stetiger Erneuerung zu Recht verdient und wird ihn mit Würde tragen. Ursprünglich als Sankt Martinskirche der katholischen Gemeinde, dann den Lutheranern und heute den Reformierten gehörend, wurde der Bau acht- bis neunmal zerstört und voll Zuversicht und Gottvertrauen neu errichtet.
Wir wollen hoffen, dass der bauliche Zustand sie noch eine lange Reihe von Jahrzehnten als Wahrzeichen Oppaus und vor allem als Gotteshaus und Stätte der Begegnung dienen lässt und sie ihre Anziehungskraft auf alle Christen ausübt, die in ihr Einkehr finden. Als Höhepunkt der Einweihungsfeier erlebte die andächtige Gemeinde die wuchtige Kantate „Alles was ihr wollt“ für Chor, Solo, Instrumente und Orgel von D. Buxtehude. Frau Bernius leitete mit sicherer, tief empfundener Musikalität das gewaltige Werk. Dekan Roos überbrachte die Segenswünsche des Dekanats Ludwigshafen. Nach dem Choral von Leuthen erklangen die feierlichen Weisen des Sanktus von Fr. Silcher, dargeboten vom Liederkranz Oppau. Mit dem Postludium und der Fuge in D-Dur von D. Buxtehude schloß die erhebende Feier.
Die Transportarbeiten wurden vom BASF-Transport durchgeführt. Die Glocken haben die Klangfolge d`- f`- g`- a und bestehen aus Grauguß. Für die Auswahl der Glocken wurde der Glockensachverständige Pfarrer Theo Fehn gewonnen. Die Abmessungen der einzelnen Glocken sind :
d` 1510 mm Durchmesser und 1665 kg Gesamtgewicht. Totenglocke
f` 1260 mm Durchmesser und 1000 kg Gesamtgewicht. Abendbetglocke
g` 1180 mm Durchmesser und 970 kg Gesamtgewicht. Mittagbetglocke
a` 1050 mm Durchmesser und 710 kg Gesamtgewicht. Taufglocke.
Das Gesamtgewicht der Glocken im Turm 4345 Kilogramm.
Von der Vorderseite der Kirche wurden die Glocken in den Turm gezogen 19. Dezember 1954 Großer Gottesdienst unter Teilnahme der Vertreter beider Kirchen, der Stadtverwaltung und der Direktion der BASF aus Anlass der Einweihung der neuen vier Glocken, der Läuteanlage und der Turmuhr. Glockengießer war der Bochumer Verein.
Beim Einbau der vier neuen Glocken im Spätjahr 1954 sagte Pfarrer Bernius:
„Zweimal schon hat unsere Gemeinde ihre Glocken hergeben müssen! Lange Jahre war kein Ruf der Glocken zu hören bis auf das helle, etwas dünne Rufen des kleinsten, fast 200 Jahre alten Glöckleins, das nunmehr zu seiner Ruhe gekommen ist. 200 Jahre hat sie ihren Dienst getan, Dienst an unseren Vätern und Vorvätern, Dienst beim Gottesdienst, Dienst bei den mannigfaltigen Wechselfällen des Lebens, Dienst bei den mancherlei Katastrophen und Unglücksfällen, denen unsere Gemeinde ausgesetzt war. Und nun hat das Glöcklein beim letzten großen Brand sein Schicksal erreicht, aber es hat noch 7 Jahre ohne Kopfbedeckung geläutet“. Gleichzeitig mit dem Einbau der Glocken in den Glockenturm wurde der weithin sichtbare Kirchturmhahn aufgesetzt.
Die Orgel
Sie wurde als opus 1834 in 3 Etappen erbaut.
1952 1. Teilbau; Rückpositiv 7 Register
1953 2. Teilbau; Hauptwerk 7 Register
1957 3. Teilbau; Hauptwerk 3 Register
Pedal 7 Register
insgesamt 24 Register
Die Orgel besitzt Taschenladen mit elektrischer Traktur und 2016 Pfeifen. Den Dispositionsentwurf erstellte der Orgelsachverständige LKMD Adolf Graf, Speyer. Der Prospektentwurf stammt von Dr. Franz Winzinger, Oettingen.
Unsere Organistinnen und Organisten
Herr Brenz von 1945 bis 1948
Frau Annemarie Wenz von 1948 bis 1990
Frau Margarethe Umlauff seit 1990
Konfirmandinnen und Konfirmanden der ersten Stunde
Aus Kapitel 2 „Das Leben in unserer Kirchengemeinde im Wandel der Zeit“ entnehmen wir noch zwei interessante Bilder: Die ersten Konfirmandinnen und Konfirmanden, die in der neu erbauten Auferstehungskirche eingesegnet wurden.
Renovierungen
Renovierung der Außenfassade 2000
An der mehrfach zerstörten und 1952 wieder aufgebauten Kirche wiesen die Außenfassade und die Fensterbänke schon seit längerer Zeit Risse auf. Ein Anstrich war nötig. So begannen im August 2000 die Sanierungsarbeiten der Außenfassade. Das gesamte Gebäude wurde neu verputzt, die Holzfenster neu gestrichen, defekte Scheiben ausgetauscht, die Fensterrahmen elastisch verfugt, Fensterwände und Sockel aus Sandstein gereinigt und imprägniert, die Fensterbänke gestrichen und die Zifferblätter der Uhr überarbeitet.
Die Gemeindeglieder wurden aufgerufen, sich an der Wahl der Farbgebung zu beteiligen. Auch einige Katholiken beteiligten sich an der Diskussion, denn schließlich ging es um das Erscheinungsbild der Kirche in der Ortsmitte. An der Vorderseite der Kirche wurden ca. 1 m² große Muster der Farbtöne angebracht, die das Presbyterium in die engere Wahl gezogen hatte. In den folgenden Wochen lautete die Frage der Oppauer Protestanten: Havanna (ein heller Beigeton) oder Terracotta (rotbraun)? Eine Zwei-Drittel-Mehrheit der gut 300 Gemeindeglieder, die sich an der Diskussion beteiligt hatten, entschied sich für den warmen Terracotta-Ton. Dieser entspricht nach der Aussage älterer Gemeindeglieder der Farbe der Kirche, wie sie vor ihrer Zerstörung 1943 gewesen sei.
Im Dezember 2000 konnte die Maßnahme abgeschlossen werden. Die Kosten für die Sanierung der Außenfassade lagen bei ca. DM 130.000,00, von denen die Kirchengemeinde 60% durch Spendengelder aufbringen konnte. Die Bauleitung hatte Architekt Christian Seepe vom Architekturbüro Seepe und Hund.
Renovierung des Innenraumes 2005
Im Jahr 2005 standen im Innern der Kirche zahlreiche Renovierungen an. Auslöser des Ganzen war die mittlerweile nicht mehr den Anforderungen gewachsene Heizungsanlage. Im Zuge dieser Erneuerung wurden auch gleich noch Boden, Lampen und Innenanstrich auf den neuesten Stand gebracht. Während dieser ganzen Zeit, von Herbst 2005 bis Frühjahr 2006, wurden die Gottesdienste im Gemeindesaal abgehalten. Ausnahme war der 1. Weihnachtsfeiertag 2005, an diesem Tag wurde der Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Martin in Oppau gefeiert.
Bilder von der Auferstehungskirche Heute (Aufnahmen Kurt Müller):