Die Arbeiten auf dem Dach des Wohnblocks beginnen

Zwei Tage nach dem verheerenden Explosionsunglück haben wir die nähere Umgebung aufgesucht und mit Passanten und Anwohnern gesprochen. Dabei haben wir schockierende Dinge erzählt bekommen. Ganze Gruppen die per PKW anreisen, junge Mütter mit Kinderwagen, die Privatgelände gegen den Willen der Anwohner betreten. Rücksichtslosigkeit auf einem sehr hohen Niveau.

Was zuerst auffällt ist der augenscheinliche Dauerverkehr rund um das abgesperrte Areal. In der Hauptstrasse hat die Polizei gleich zu Beginn des LIDL-Parkplatzes eine Vollsperrung eingerichtet. Dort ist alles etwas ruhiger. Ab und an beantworten die eingesetzten Beamten Fragen von Anwesenden.

Wir laufen die Humboldtstrasse hinunter. Als wir links um die Ecke biegen sehen wir langsam den stark in Mitleidenschaft gezogenen Wohnblock. Die Wohnungen darin sind bislang unbewohnbar. Immer wieder fassungslose Gesichter. Alte Menschen die sich wahrscheinlich noch an frühere Explosionsunglücke erinnern.

Dort am Eingang der Jakob-Schellerstrasse hat die Polizei den Zugang ebenfalls abgeriegelt um Plünderern keine Chance zu geben. Hier sehen wir heute Vormittag drei manchmal auch nur einen Polizisten.

Doch gleich 50m weiter in Höhe Ostring 110 geht es eine breite Auffahrt zu den dahinterliegenden Häusern und Wohnungen hinunter. Und hier hören wir von Anwohnern massive Beschwerden. Keine Polizei zu sehen.

Ein 32-jähriger Anwohner berichtet uns von ganzen Gaffergruppen die offensichtlich gezielt anreisen um ein tolles Bild für Facebook zu erhaschen. Direkt vor der Einfahrt in der Parkbucht parken, den Fotoapparat oder das Handy zücken und hemmungslos abdrücken.

Dabei schrecken manche nicht mal zurück das Privatgelände zu betreten. Mit Kinderwagen, die Familie im Schlepptau geht es auf Sightseeingtour der besonderen Art. Keine Rücksicht auf die Anwohner, die momentan andere Dinge zu tun haben als sich wie im Zoo begaffen zu lassen.

Ausserdem sind Aufnahmen von einem Privatgelände, das von der Strasse nicht einsehbar ist generell verboten – Nicht nur für Journalisten. Ausnahme: Es liegt ein Einverständnis vor. Doch von Einverständnis kann hier keine Rede sein. Auch die publicitygeilen Facebookjunkies, die durch dieses Unglück wenigstens mal kurz etwas Sensationelles posten wollen, müssen sich an diese Regel halten.

Wir haben die Polizei davon in Kenntnis gesetzt und hoffen für alle Betroffenen, dass im Ostring nicht nur die Absperrung beibehalten wird. Sondern dass die Anwesen, die direkt hinter dem zerstörten Wohnblock liegen geschützt werden.

Die Nerven liegen bei Anwohnern und Betroffenen blank. Auch wir bekamen nicht bereitwillig Auskunft. Eine Folge der Belagerung und unverschämten Rücksichtslosigkeit.

Um es nochmal klar zu sagen:

Zufahrt im Ostring an beiden Seiten der Absperrung haben nur Linienbusse, Anwohner, Arbeiter. Für alle anderen ist die Zufahrt mit einem deutlichen Schild strikt verboten.

Passanten dürfen kein Privatgelände betreten und mit ihren Handys nicht fotografieren.