Fick Emil

Geboren: Freitag, 24 Mai, 1901
Gestorben: Mittwoch, 21 März, 1945

Kriegsende in Oppau 1945

In den frühen Morgenstunden des 21. März kam die Kunde von der Einnahme Frankenthals durch die Panzer der Amerikaner. Die Führer des Volkssturmes, mit ihnen einige „Unentwegte“, die immer noch an den Sieg ihres Führers glaubten, Gestapo, SS, Politische Leiter und wie sie sich alle nannten, waren verschwunden, meinten sich über den großen Strom zu retten.

Männer aller Volksschichten und Richtungen gingen spontan ans Werk und beseitigten die Panzersperren. Die Stimmung um das Kommende wuchs. Beherzte Männer hissten auf dem Bunker in der Maxstraße die weisse Fahne. Die erste Meldung: „Die Panzer kommen von Studernheim über die sogenannte ‚Boxbrücke‘ den Harschweg herein!“. Das war das Fanal für die Menschen: Die aus den Bunkern stürmten ans Licht, ans Licht, das Befreiung verhieß, das die Befreiung war!Und da war auch schon der erste Panzerspähwagen da, auf dem ein „Zinkigbewohner“ saß und hielt direkt vor dem Hause eines alten Antifaschisten, der leider diesen Tag nicht mehr bei geistigem Bewustsein erleben konnte.

Die ausländischen Arbeiter waren den in Oppau einrückenden Panzern entgegengeeilt. Als sie des ersten ansichtig wurden, brachen sie in Tränen der Freude aus und fielen sich in die Arme. Die Menge umringte den Panzerspähwagen! Da fielen plötzlich zwei Schüsse! Sollten Wahnwitzige in allerletzter Minute unser Städtchen noch in Gefahr bringen? Der Schütze im Panzerspähwagen entsicherte sein Gewehr zum Angriff, doch weder er noch die ihn umrigende Menge wussten, woher die Schüsse kamen! Es ist bis heute ein Rätsel geblieben! Als es nun still blieb, atmete alles erleichtert auf! Wie sich sofort herausstellte, hatten die Schüsse den Männern auf dem Bunker in der Maxstraße gegolten! Im Angesicht der Befreiung musste Emil Fick, ein Nazigegner und Treugebliebener, sein Leben aushauchen!

Das Ende des 3. Reiches in Oppau war genau so wie sein Beginn am 10. März 1933,  durch einen sinnlosen  politischen Mord gekennzeichnet.

Oppau.info zitiert aus dem Buch „Günther Janson – Erinnerungen“, mit freundlicher Genehmigung der Herausgeberin und langjährigen Lebensgefährtin von Günther Janson, Inge Brodbeck, die Geschehnisse um den Mord an dem Sozialdemokraten Emil Fick. Er starb am letzten Tag des 3. Reiches in Oppau für die Freiheit.

Aus den Erinnerungen von Günther Janson:

21. März 1945: Oppau wird von Amerikanern besetzt.

Wie Emil Fick ums Leben kam.

Die letzten Tage.

Das Näherrücken der Front und die unaufhörlichen Fliegerangriffe der alliierten Luftwaffe ließen alles Leben in unserem Städtchen erlahmen. Der Bauer konnte nicht mehr aufs Feld um seiner Frühjahrsbestellung  nachzugehen, der Arbeiter war nur noch wenige Stunden oder überhaupt nicht mehr auf seinem Arbeitsplatz. Die Bevölkerung, bleich, übernächtigt und verängstgt, lebte, aß und schlief in den Bunkern. Die Stimmung wurde immer verzweifelter. Währen Nazi-Propagandisten von den „Wunderwaffen“ erzählte, die jetzt eingesetzt würden, während der Volkssturm – ohne Waffen – mobilisiert wurde und Panzersperren baute, um zu dem „Wall von Herzen“ den von ein paar Steinen zu setzen, hatte eine Gruppe von Antifaschisten in einem Keller in der Nähe des Bunkers in der Maxstraße Zusammenkünfte, um sich durch Abhören von Nachrichten von BBC auf dem Laufenden zu halten. Diese Männer warteten auf die große Stunde der Befreiung, einer Befreiung von aussen, nachdem das deutsche Volk bis zum bitteren, bitteren Ende den Weg mit ihren Führern gegangen war.

Die letzte Nacht

Es kam die letzte Nacht, die Nacht vom 20. auf 21. März! Das Rollen der Panzer, vereinzelte Schüsse, manchmal das Rattern eines Maschinengewehrs, kündeten das Kommen der Alliierten.

Der 21. März 1945

In den frühen Morgenstunden des 21. März kam die Kunde von der Einnahme Frankenthals durch die Panzer der Amerikaner. Die Führer des Volkssturmes (*1), mit ihnen einige „Unentwegte“, die immer noch an den Sieg ihres Führers glaubten, Gestapo (*2), SS, Polit. Leiter und wie sie sich alle nannten, waren verschwunden, meinten sich über den großen Strom zu retten. Männer aller Volksschichten und Richtungen gingen spontan ans Werk und beseitigten die Panzersperren. Die Stimmung um das Kommende wuchs. Beherzte Männer hissten auf dem Bunker in der Maxstraße die weisse Fahne. Die erste Meldung: „Die Panzer kommen von Studernheim über die sogenannte ‚Boxbrücke‘ den Harschweg herein!“. Das war das Fanal für die Menschen: Die aus den Bunkern stürmten ans Licht, ans Licht, das Befreiung verhieß, das die Befreiung war!

Und da war auch schon der erste Panzerspähwagen da, auf dem ein „Zinkigbewohner“ saß und hielt direkt vor dem Hause eines alten Antifaschisten, der leider diesen Tag nicht mehr bei geistigem Bewustsein erleben konnte. Die ausländischen Arbeiter waren den in Oppau einrückenden Panzern entgegengeeilt. Als sie des ersten ansichtig wurden, brachen sie in Tränen der Freude aus und fielen sich in die Arme. Die Menge umringte den Panzerspähwagen! Da fielen plötzlich zwei Schüsse! Sollten Wahnwitzige in allerletzter Minute unser Städtchen noch in Gefahr bringen?

Der Schütze im Panzerspähwagen entsicherte sein Gewehr zum Angriff, doch weder er noch die ihn umrigende Menge wussten, woher die Schüsse kamen! Es ist bis heute ein Rätsel geblieben! Als es nun still blieb, atmete alles erleichtert auf! Wie sich sofort herausstellte, hatten die Schüsse den Männern auf dem Bunker in der Maxstraße gegolten! Im Angesicht der Befreiung musste Emil Fick (Bild 1), ein Nazigegner und Treugebliebener, sein Leben aushauchen!

Oppau, in seiner Geschichte eine Schicksalsgemeinde, blieb durch die Tat seiner Bürger vor einer weiteren Beschießung verschont! Panzer auf Panzer, nun auch von Frankenthal kommend, rollten in unser Städtchen, um dann in Richtung Ludwigshafen weiter vorzudringen! Zwischen Friesenheim und Oppau entstand dann doch ein sinnloser Widerstand, von dem viele Jahre noch die abgeschossenen Spähwagen zeugten. Um die Bevölkerung vor den deutschen Geschossen zu schützen, mussten auf Befehl der amerikanischen Truppen ganze Straßenzüge geräumt werden. Ein buntbewegtes Bild – Hausrat, Lebensmittel, Betten usw. wurden von einem Teil der Stadt nun zum anderen gebracht. Die Beschießung Ludwigshafens wurde von Oppau durch immer stärker werdendes Feuer vorgenommen. Die Bevölkerung durfte nur einige Stunden auf die Straße, um ihre Einkäufe zu tätigen.

Oppau will weiterleben

Da Ludwigshafen noch nicht eingenommen war, Oppau aber weiter leben musste, nahm eine Gruppe von Männern die Geschicke des Stadtteils in die Hände, trotz der Warnung Überängstlicher, die noch mit einer „Wiederkehr“ der deutschen Wehrmacht rechneten. Zum provisorischen Bürgermeister wurde Johann Heim berufen, die übrigen Mitglieder der provisorischen Stadtverwaltung waren: Peter Trupp, Georg, Böhn, Georg Ripplinger, Georg Süß, Johann Gönnheimer und Peter Janson. Die erste Aufgabe dieser Männer war die Sicherstellung der Ernährung, die nach den vorhandenen Vorräten für 2 bis 3 Wochen gewährleistet war.  Der Wunsch des größten Teils der Bevölkerung, wieder selbstständige Stadt zu werden, konnte jedoch nicht verwirklicht werden! Nach der Einnahme  Ludwigshafens übernahm Dr. Stabel die Stadtverwaltung und der Traum der Selbstständigkeit war ausgeträumt! Nach einem dramatischen Auftritt beendete Johann Heim seine Tätigkeit als Bürgermeister!

Soweit der Bericht von Peter Janson.

Ein weiterer Augenzeuge, August Volkmann, berichtete über den Tod Emil Ficks:

„Ich war an diesem Morgen im Bunker, der mit einigen hundert Menschen voll belegt war, die alle mit großer Spannung auf die amerikanischen Truppen, auf deren Einmarsch, warteten. In dieser Atmosphäre kam ich mit den Oppauer Bürgern Emil Fick, und Emil Seitz ins Gespräch, das mit dem Entschluss endete, auf dem Bunker ein weißes Bettlaken als Zeichen der Friedfertigkeit, der Kapitulation, zu zeigen. Wir gingen gemeinsam die Treppe im Bunker, dann eine Eisenleiter hinauf, die zu einer schmalen Luke auf das Dach des Bunkers führte. Wir öffneten den Deckel der Luke, durch die Emil Fick, von Emil Seitz und mir unterstützt, auf das Dach des Bunkers stieg, sich in den Stand reckte, das Bettlaken mit beiden Händen, weithin sichtbar, ausbreitete. Da peitschte ein Schuss in Richtung des auf dem Bunker stehenden Emil Fick. Der wird von einem Querschläger, ausgelöst durch den Aufprall auf dem Betondach, getroffen, sinkt zusammen, blutet aus einer großen Wunde, verblutet, stirbt, bevor Hilfe möglich ist. Groß war die Aufregung, die Bestürzung, die Trauer bei den Menschen im Bunker, in dem sich auch Ehefrau Helene und der sechsjährige Sohn befand.“

Die Freiheit vor Augen starb Emil Fick

Der Tod von Emil Fick, Maurermeister in der BASF, in Oppau als treugebliebener Sozialdemokrat bekannt, musste die so heiß ersehnte Freiheit, den Frieden vor Augen, sein Leben lassen. Sein Sterben ist in Oppau unvergessen. Wer den tödlichen Schuss abgegeben hat, konnte nie in Erfahrung gebracht werden.