Steinrucks Nachhilfe in Sachen Digitalisierung

Maximilian Göbel (JU) / Foto: JU
Maximilian Göbel (JU) / Foto: JU

Ludwigshafen – “Wir sind erstaunt darüber, dass sich Jutta Steinruck in Sachen Digitalisierung Nachhilfe bei der Piratenpartei holt. Angesichts der schwammigen Formulierungen, die ihr Programm zum Thema Digitalisierung enthält, ist dies aber offenkundig notwendig.”, stellt der Kreisvorsitzende der Jungen Union (JU) Ludwigshafen Maximilian Göbel fest.


Ein Blick in das Programm verrät, dass die SPD-Kandidatin die Welt von morgen noch immer analog begreift. “Um die Stadtpolitik näher an die Menschen zu führen, mag das Streamen von Stadtratssitzung eine nette Maßnahme sein. Dies erspart dem Bürger jedoch weder Behördengänge noch profitiert die Verwaltung in ihrer Effizienz. Statt leerer Phrasen zum E-Government braucht ein modernes Ludwigshafen konkrete Ideen, die auch umgesetzt werden.”, so Göbel weiter. Ziel des E-Governments muss sein, sowohl die Bürgerinnen und Bürger als auch die Verwaltung zu entlasten. Unter einer digitalisierten Verwaltung verstehen wir nicht nur eine digitale Verknüpfung aller städtischer Behörden sowie ein Open-Data-Portal, sondern dazu gehören auch eine E-Akte, eine medienbruchfreie Bearbeitung von Anliegen der Bürger sowie eine Personalisierung von Online-Diensten. Die Digitalisierung umfasst dabei auch Bereiche wie das intelligente Verkehrsmanagement. Weiter müssen alle dahinter liegenden Prozesse modernisiert und ein Kulturwandel in der Verwaltung angedacht werden, wie es beispielsweise Mannheim mit dem umfassenden Modernisierungsprozess CHANGE² vorführt. Auch aufkommende technologische Trends wie die Blockchain-Technologie müssen in den Planungen berücksichtigt werden. Es braucht beim Wandel zu einer “Smart City” eine klare Strategie, welche entwickelt werden muss und eine eindeutige Richtung vorgibt – einzelne nebeneinander betriebene Digitalisierungsbemühungen der Verwaltung bekommen dadurch eine stringente Zielsetzung. So hat beispielsweise die Stadt Hamburg mit der Leitstelle “Digitale Stadt” und einer Strategie “Digitale Stadt” das Thema sehr hoch auf die Agenda gesetzt und damit den Stellenwert der Digitalisierung für die Stadtentwicklung verdeutlicht. Allerdings müssen die Kommunen finanziell bei der Umsetzung unterstützt werden. Gerade durch die kürzliche Grundgesetzänderung des Art.91c Abs.5 GG werden auf die Kommunen enorme Kosten zukommen, die ohne Unterstützung des Landes und des Bundes kaum zu stemmen sind.

Ob Steinruck eine Ludwigshafener Gründermentalität mitentwickeln kann, bereitet indes Kopfschmerzen – der Begriff “Start-Up” fällt in ihrem Wahlprogramm nicht einmal. Steinrucks Implikation, Industrie 4.0 sei eine eigene “Branche” verstärkt die Bedenken. Auch verbindet sie die Gründungskultur ausschließlich mit den Vorteilen für große Unternehmen. An dieser Stelle sei ohnehin fragwürdig, ob ein kultureller Wandel hin zu mehr Unternehmertum, Selbstständigkeit und Risikofreude ausschließlich durch die Stadtpolitik betrieben werden kann. Kann sie doch lediglich Anreize in der Ansiedlungspolitik geben und die entsprechenden Voraussetzungen für ein funktionierendes Ökosystem schaffen.

“Wenn die SPD-Bewerberin unter der Digitalisierung kostenfreies WLAN und das Streaming von Stadtratssitzungen versteht, dann hat sie die viel weitergehenden Auswirkungen des aktuellen Wandels noch nicht verstanden. Die Steinruck’sche Substanzlosigkeit setzt sich fort.”, so der stellv. Kreisvorsitzende Thomas Klumpp abschließend.

Was ist eigentlich die Industrie 4.0?

Mit den Entwicklungen im Bereich des Internets der Dinge, Daten und Dienste und dem Einzug dieser in die Produktion, befinden wir uns heute auf dem Weg in das vierte industrielle Zeitalter. Als die vierte industrielle Revolution, die Industrie 4.0, werden Prozesse, Lösungen und Technologien bezeichnet, die einen hohen Einsatz von IT mit hohem Vernetzungsgrad verschiedener Systemen aufweisen. Es steht nicht nur die Digitalisierung im Vordergrund der Entwicklungen, sondern insbesondere die Vernetzung. Industrie 4.0 schafft so Möglichkeiten und Instrumente in den Bereichen Produktion und Vermarktung, insbesondere auch für deutsche Unternehmen. Damit wird sie zukünftig zur globalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft maßgeblich beitragen.

Die Industrie 4.0 beschränkt sich jedoch nicht nur auf den reinen Einsatz von Technologie, sondern beschreibt vielmehr den flächendeckenden Einsatz von IT und intelligenten Objekten (Cyber Physical Systems) in Produktionsprozessen. Sie ist als ein ganzheitliches System, bestehend aus Technik, Mensch und Organisation, zu verstehen. Sie verbindet die virtuelle und reale Fertigungswelt und schließt die wechselseitige, drahtlose Kommunikation intelligenter Maschinen, Lagersysteme und Betriebsmittel ein.

Somit ergeben sich ganz neue Möglichkeiten hinsichtlich eines ganzheitlichen Engineerings und auch des Lebenszyklusmanagements von Produkten. Damit trägt die Industrie 4.0 dazu bei, komplexe technische Prozesse sicherer, handhabbarer, einfacher und nicht zuletzt auch schneller und kosteneffizienter zu gestalten. Die flächendeckende Vernetzung trägt dazu bei, mit neuen, intelligent miteinander kommunizierenden Technologien mehr Selbstorganisation und Autonomie des Einzelnen zu ermöglichen – und das ortsunabhängig, alters- und bedarfsgerecht.

Wieso spielen Start-Ups eine wichtige Rolle für die Industrie 4.0?

Junge Start-Ups mit ihrem Gespür für neue Geschäftsmodelle weisen meist eine hohe IT-Kompetenz auf und wissen die Vorteile der Industrie 4.0 für sich zu nutzen. Die Jungunternehmer besetzen dabei Felder, die bisherige Mittelständler, aber auch Großunternehmen, nicht zu ihren Stärken zählen können. Insbesondere was Big Data und vorausschauende Wartung, Cloud Computing oder auch Künstliche Intelligenz betrifft schaffen Start-Ups Konkurrenz zu etablierten Unternehmen und beleben so die Wirtschaft. Kurze Entscheidungswege und große Flexibilität beschleunigen dabei den Weg von der Idee hin zur Umsetzung.

Und wie kann Ludwigshafen die Industrie 4.0 fördern?

Neben der Ansiedlung digitaler Gründerzentren, gehören Raum für die Pilotierung von Industrie 4.0-Innovationen, die Entwicklung digitaler Innovationscluster im Verbund aus Produktion und IT entlang der Wertschöpfungskette und des Lebenszyklusses und konkrete Maßnahmen zur Fachkräftesicherung in der Region zu notwendigen Maßnahmen. Ausgebaute Kooperationen mit den Hochschulen und Universitäten der Region sind dabei als vorrangig zu betrachten.

Mehr aus unserer Perspektive zur Industrie 4.0 unter:

http://www.ju-lu.de/aktuelles/industrie-4-0-verlaessliche-rahmenbedingungen-fuer-die-vierte-industri/