90 Jahre „Verein für Vogelschutz“ in Oppau

Alfred Pfeiffer - Archivbild
Alfred Pfeiffer - Archivbild

Oppau – Der „Verein für Vogelschutz“ wurde am 12. März 1927 gegründet. Ziel und Zweck des Vereins ist Schutz, Hege und Pflege der Vogelwelt und der Natur, der Schutz der heimatlichen Vogelwelt, das Studium des Verhältnisses der Vögel zu ihrer Umgebung, sowie die Förderung der Vogelkunde und Vogelliebhaberei.

Um diese Ziele zu erreichen wurden viele verschiedene Maßnahmen durchgeführt: Nistgelegenheiten wurden geschaffen, Winterfütterungen durchgeführt, Vorträge gehalten, mit Ausstellungen wurde der Verein präsentiert, Lehrwanderungen wurden angeboten, es wurde begonnen, eine Bibliothek aufzubauen usw.

Im Jahr 1978 begann sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass praktischer Vogel-Schutz als Erstes eine für Vögel intakte Umwelt erfordert und man begann, in Oppau das sog. „Oppauer Wäldchen“ aufzuforsten, ein ca. 12 Hektar großer Grünzug zwischen dem Oppauer Park und dem Stadtteil Pfingstweide.

Nachdem die Besitzverhältnisse geklärt waren wurden unter dem Vorsitzenden Alfred Pfeiffer folgenden Pflanzungen vorgenommen:

Im Jahr 1978: 2000 Bäume, Hecken und beerentragende Sträucher und im Folgejahr auf ca. 3000 qm 1200 Bäume, Hecken und beerentragende Sträucher. In diesem Jahr übertrug uns der damalige Leiter des städt. Grünflächenamtes die Pflege des Oppauer Wäldchens. Das „Unkraut“ durfte als Futter für die Vögel stehen bleiben. Dies führte dazu, dass sich sehr seltene Vogelarten ansiedelten, z. B. Kernbeißer, Fitis, Gartengrasmücke, Teich- und Sumpfrohrsänger usw. 1982 wurde ein Amphibienteich angelegt und mit früher hier ansässigen Sumpfpflanzen bepflanzt. Es wurden auch vier Schautafeln aufgestellt, um den Spaziergängern die heimische Vogelwelt zu zeigen und näher zu bringen. 1987erfolgte eine weitere Pflanzung auf 1200 qm für mehr als 2000,00 DM, gleichzeitig wurden mit großem Erfolg viele Blumenarten ausgesät, die hier ausgestorben waren. 1988 wurde (mit nachträglicher Genehmigung der Stadt Ludwigshafen und der BASF!) ein zweiter Amphibienteich angelegt, der ein voller Erfolg ist und den die BASF mit Wasser versorgt.

1993 wurden, mit finanzieller Unterstützung der Oppauer Familie Lutz, entlang des Frankenthaler Kanals 320 Bäume und Sträucher gepflanzt: alte Birnbaum-Arten, Nussbäume und Pyramiden-Pappeln, sowie Sträucher, der Gesamtwert betrug 4200,00 DM. Damit wurden die dortigen Lücken im Bestand geschlossen, die durch Kriege und natürliches Absterben der Bäume und Sträucher entstanden waren. An diesem Kanal stehen die ältesten Bäume Ludwigshafens, sie sind z. T. über 200 Jahre alt.1995 wurden, wieder mit finanzieller Unterstützung der Familie Lutz, am Frankenthaler Kanal 22 Maulbeerbäume und 3 Gelb-Möstler-Birnen im Gesamtwert von 4490,00 DM gepflanzt. Der Kanal war zu dieser Zeit fast ausgetrocknet. Auf unsere Bitte legte die BASF eine Wasserleitung und staute den Kanal etwas an. Die Wasserversorgung war notwendig, damit die von uns eingesetzten seltenen Fische (Moderlieschen, Stichlinge u. a.) überleben konnten. Kröten, Frösche, Libellen usw. sind dort in großer Zahl zu finden und zu sehen, auch die Kaulquappen der sehr seltene Knoblauchkröte, der bisher einzige Nachweis dieser Kröte in Ludwigshafen.

1997, zum 70-jährigen Vereinsjubiläum, wurden am Stricklerweiher, (östlich des Edigheimer Friedhofs, in der Nähe der Gehlenhütte), wieder 20 Bäume und 250 Sträucher gepflanzt, dazu 5 Wildbirnen, der ‚Baum des Jahres 1998‘. Die anfallenden Kosten von 10 000,00 DM wurden z. T. von Fam. Lutz getragen.

1999 kamen die örtlichen Angelsportvereine mit ins Boot und man führte eine weitere Pflanzung von 15 Bäumen und 300 Sträuchern im Grünzug Oppau-Edigheim durch, die Kosten wurden von diesen Vereinen übernommen. 2001 wurden am ‚Tag des Baumes‘ im Oppauer Park 3 Amberbäume im Wert von 1200,00 DM gepflanzt.

2002 erfolgte aus Anlass des 75- jährigen Vereinsjubiläums die Pflanzung von 4 Bäumen am Günther-Janson-Platz in Oppau.

Bei der Verleihung des Umweltschutzpreises 1989 der Stadt Ludwigshafen wurde der Verein mit dem ersten Preis bedacht. Er ist Preisträger der Brauerei Bischoff bei deren Aktion „Natur ist Leben“. Die erste Verleihung der „Goldenen Nisthöhle“ der VHS Ludwigshafen ging an den ehemaligen Vereinsvorsitzenden Ernst Schmitt, genannt ‚Storchenvater‘. 1998 wurde der Verein mit einem Umweltpreis des Bezirks-Verbandes Pfalz geehrt und 2003 erhielt er wieder einen Umweltschutzpreis der Stadt Ludwigshafen und auch der Angelsportverein „Gut Fang“ aus Oppau verlieh dem Verein für seinen Einsatz einen Preis.

Der Verein betreut über 250 Nistkästen im Oppauer Park, in der Pfingstweide und im Oppauer Wäldchen. Jedes Jahr werden an 3 Futterhäusern im Rahmen der Winterfütterung 600 kg Sämereien und ca. 250 Meisenknödel ausgebracht, die Futterstellen werden auch täglich mit Frischwasser versorgt. Jährlich wird Anfang Mai eine vogelkundliche Exkursion durchgeführt. Dabei werden den Teilnehmern etwa 50 bis 70 Vogelarten gezeigt und Details ihres Lebens (Nestbau, Eiablage, Vogelzug, Futtersuche usw.) erklärt.

Bis vor einigen Jahren führte der Verein jährlich im Mai ein „Buchfinkenwettsingen“ im Oppauer Park durch. Es war dies die einzige Veranstaltung dieser Art in Rheinland-Pfalz, ähnliches gibt/gab es nur im Harz und in Belgien. Die Presse berichtete regelmäßig darüber, auch das Fernsehen war schon da, ebenso ein Wissenschaftler der Universität Kaiserslautern, der sich mit der Erforschung der Vogeldialekte befasst. In den Friedhöfen von Oppau und Edigheim, sowie im Oppauer Wäldchen und im Gebiet des ehem. Frankenthaler Kanals wurden vom Verein über 200 Nistkästen aufgehängt, die betreut werden (jährliche Reinigung, Reparatur und Ersatz). Auf einer von uns gepflegten Trockenwiese wachsen sehr viele und seltene Orchideen-Arten, z. B. der Bienenragwurz, die Pyramidenorchidee und der in der Pfalz bisher verschollene Gamander Sommerwurz. Auch im Oppauer Wäldchen kann man sehr selten Pflanzen sehen, darunter die Kornrade oder den breitblättrige Ständelwurz, ebenfalls eine heimische Orchideen-Art. Im genannten Oppauer Wäldchen wurden bisher 140 Vogelarten beobachtet und nachgewiesen, darunter auch Fischadler, Eisvogel und Zaunkönig. Der Vereinsvorsitzende ist Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell am Bodensee.

In den Jahren 1978 – 2000 wurden von ihm von 78 Vogelarten 31 507 Vögel beringt, die den Namen ‚Ludwigshafen‘ vom Eismeer in Russland bis nach Afrika trugen, wie aus den Rückmeldungen entnommen werden kann. Darunter waren, um die häufigsten zu nennen: 6014 Mönchgrasmücken, 3715 Girlitz, 3578 Rotkehlchen usw. Die Nachtigallen waren dabei mit 1240 Exemplaren vertreten, auch so seltene Arten wie Drosselrohrsänger, Grünspecht, Baumpieper, Feldschwirl, Blaukehlchen, Schleiereule usw. In Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Radolfzell werden von uns Populationsuntersuchungen von Nachtigallen durchgeführt.

Nicht alles ging immer glatt über die Bühne. So wurden z. B. eine blühende Salbei-Wiese und eine ebenfalls blühende Orchideen-Wiese abgemäht, die Bildtafeln wurden zerstört, Nistkästen wurden gestohlen, Fische wurden dem Kanal entnommen, die Bodenfolie des einen Amphibienteichs wurde durchstochen usw.

Trotzdem können wir sehr schöne Erfolge verbuchen, wobei uns der jeweilige Ortsvorsteher von Oppau, sowie das städtische Grünflächenamt und auch die BASF immer hilfreich unterstützten und unterstützen.

Das 90-jährige Vereinsjubiläum wurde mit einem kleinen Grillfest gefeiert. Vom 14. bis zum 28. Januar 2018 wird der Verein im Karl-Otto-Braun-Museum in Oppau Nester, Eier, (der Verein besitzt die größte Eiersammlung der Pfalz!), etliche Schautafeln zum Vogelzug und noch vieles mehr der Öffentlichkeit präsentieren.

Auch Vögel sind, neben vielem anderen, ein Indikator für eine intakte Umwelt. Diese zu erhalten oder ggf. wieder herzustellen, sehen wir als unsere Hauptaufgabe an. Deshalb haben wir ein kritisches Auge auf alles was hier in Ludwigshafen, besonders aber in dem von uns überwachten und auch betreuten Gebiet, naturschutzmäßig geschieht. Wir scheuen uns auch nicht, uns ggf. zu melden, um auf Missstände oder Fehlverhalten aufmerksam zu machen, denn dieser Aufgabe haben wir uns verschrieben, dieser Aufgabe gehen wir nach, diese Aufgabe erledigen wir, so gut es noch geht – mit unseren leider nur noch 61 Mitgliedern.