Die Rede von Jutta Steinruck zu ihrer Amtseinführung als OB von Ludwigshafen

Jutta Steinruck , Archivfoto Oppau.Info
Jutta Steinruck , Archivfoto Oppau.Info

Ludwigshafen – Rede von Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck anlässlich ihrer Amtseinführung im Rahmen einer Sondersitzung des Ludwigshafener Stadtrates am Mittwoch, 10. Januar 2018

Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Reifenberg,

sehr geehrter Herr Minister Lewentz,
liebe Mitglieder des Stadtvorstands,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
sehr geehrter Personalratsvorsitzender Stefan Limburg,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste, Freunde und Familie,

heute ist ein besonderer Tag in meinem Leben.

Es ist meine offizielle Amtseinführung als neue Oberbürgermeisterin. Es sind gerade viele verschiedene Gefühle, die mich berühren. Diese Stadt ist für mich Heimat. Und gerade deshalb macht es mich besonders stolz, dass mir die Bürgerinnen und Bürger von Ludwigshafen ihr Vertrauen geschenkt und mich zu ihrer Oberbürgermeisterin gewählt haben.

Das war heute genau vor 87 Tagen. Damit stehe ich seit dem 1. Januar für alle Ludwigshafenerinnen und Ludwigshafener in der Verantwortung.

Natürlich sind an jede Wahl Erwartungen geknüpft. Die Bürgerinnen und Bürger haben in mich das Vertrauen gesetzt, dass ich in den nächsten acht Jahren für unsere Heimatstadt „Gutes tun“ und unsere Stadt in eine für alle Menschen lebenswerte Zukunft führen werde.

Das ist eine große Aufgabe.

Wir haben gerade zusammen von den Musikerinnen und Musikern unserer Städtischen Musikschule das Lied „Wind of change“ gehört. In einer Liedzeile heißt es „Take me to the magic of the moment“.

Und dies hier ist gerade ein „magic moment“ für mich.

Diese Amtskette hat ihr Gewicht!

Ich nehme es sehr deutlich wahr.

Diese Amtskette ist für mich ein Symbol für Ehre, Vertrauen und Gerechtigkeit. Aber – und das sage ich noch einmal sehr deutlich und vehement:

Sie ist für mich kein Symbol autoritärer Macht.

Und darf es auch niemals sein.

Ich stehe für gelebte Demokratie.

Dazu gehören Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit, Unverfälschtheit und auch der Mut, unbequeme Wahrheiten zu benennen.

All diese Werte werden deutliche Zeichen meiner Amtsführung sein.

Gelebte, echte und damit ehrliche Demokratie bedeutet für mich auch, nicht vor Parteigrenzen halt zu machen. Demokratie, so wie ich sie verstehe, lebt von der Vielfalt der politischen Meinungen, dem Austausch von Argumenten, der offenen und fairen Debatte. Anders ausgedrückt: Nicht immer nur ist das gut, was sich in den manchmal engen Grenzen der eigenen politischen Heimat oder Koalition abspielt.

Für mich sind all die Werte, die das Wort Demokratie umfasst, Wegweiser und ein „MUSS“ für meinen Dienst als Oberbürgermeisterin für unsere Stadt Ludwigshafen.

Ich habe mir das Lied „Wind of change“ ganz persönlich gewünscht. Der Text berührt mich in mehrfacher Weise. Er hält Hoffnung auf Frieden bereit. In einer Liedzeile heißt es:

„Bring mich zu der Magie des Moments, wo die Kinder von morgen ihre Träume teilen – mit dir und mit mir – wo die Freiheitsglocke für den Frieden der Gedanken läuten wird!“

Ja, ich möchte Politik anders machen: gerechter, ehrlicher, transparenter. Das wird mein „Wind of Change“ sein!

Dabei werde ich auch ertragen müssen, dass ich von dem Einen oder dem Anderen vielleicht auch als naiv abgetan werde. Doch ich werde all diesen Kritikern Zeit geben, mich kennen zu lernen, denn neben einem langen Atem gehören auch Verhandlungsgeschick und Toleranz – ich sage das selbstbewusst – zu meinen Stärken.

Ich konnte bereits in meinem Wahlkampf erfahren, dass ich parteiübergreifend sehr vertrauensvolle Sach- und Fachgespräche führen konnte. Es war sehr belebend und erfreulich zu erfahren, dass es die Liebe zu Ludwigshafen ist, die Parteigrenzen überwinden lässt.

Genau das wünsche ich mir. Wann immer wir zusammen arbeiten, sollen alle Ideen und Werte der jeweiligen demokratischen Parteien in die Diskussion eingebracht werden. Denn die Fähigkeiten des Perspektivwechsels und des empathischen Zuhörens sind ganz wesentliche Bausteine einer lebendigen, vielseitigen, demokratischen Meinungsbildung. Nur daraus können die BESTEN Lösungen für die jeweils anstehenden Herausforderungen und Probleme gefunden werden.

Auch das wird der erneuernde Wind sein!

Ich möchte noch einen weiteren „Wind of change“ erwähnen, der für mich sehr wichtig ist.

Nämlich Wertschätzung als Zaubermittel für Erfolg. Wertschätzung als schönste Belohnung. Wertschätzung, die wichtigste Zutat für Gesundheit, Leichtigkeit und Fortschritt!

Wie einfach das klingt! Und deshalb ist es auch in dutzenden von Unternehmensbüchern beschrieben. Doch hier klaffen Theorie und Praxis auseinander. Weshalb? Ganz einfach – weil Wertschätzung nur gelesen, gedacht, aber viel zu wenig gelebt wird. Tag für Tag, immer und immer wieder! Das ausgesprochene „Danke“, der freundliche Blick auch bei gemachten Fehlern, die Kunst der konstruktiven Kritik – um nur einige Punkte der wertschätzenden zwischenmenschlichen Kommunikation zu nennen – sind Stiefkinder in vielen Unternehmenskulturen. Ich bin sehr sicher, dass auch wir in unserer Stadtverwaltung Ludwigshafen noch viel Luft nach oben haben.

„Mehr ehrliche Wertschätzung!“ Für jede einzelne Mitarbeiterin und jeden einzelnen Mitarbeiter! Auch das wird ein „neuer Wind“ unter meiner Amtsführung sein. Er wird wohltuend, erfrischend und erfolgreich sein.

Mit mir als Oberbürgermeisterin

• wird Raum für Eigeninitiative gewährt werden,

• werden Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen hohen Stellenwert erhalten,

Mit mir als Oberbürgermeisterin werden

• nicht starre Regeln und unpersönliche Anweisungen die Arbeitsabläufe bestimmen,

• wird es keine fröstelnde Distanz zwischen der Führungsebene und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geben.

Schließlich sind viele Fachleute an der Basis zu finden und diese will ich anhören und fördern. Es wird insgesamt um Verbesserungen von Arbeitsprozessen gehen, aber auch um wertschätzende Kundenorientierung – das heißt Bürgerorientierung. Und das spart letztendlich auch Kosten.

Und nun zum nächsten Element meines „Wind of Change“:

Die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt mit ihrem Engagement und ihrer Liebe zu unserer Stadt sind wichtige Mitgestalter.

Ich bin auch fest davon überzeugt, dass ihr Wissen für unser Verständnis von gelebter Demokratie unerlässlich ist.

Bekräftigt in meiner Überzeugung wurde ich schon vor ein paar Jahren durch James Surowiecki. Er ist der Autor des Buches: „Die Weisheit der Vielen“. Der Kern dieses Buches ist in dem folgenden Satz zusammen gefasst:

„Unter den richtigen Umständen sind Gruppen bemerkenswert intelligent. Sie sind oft klüger als die Gescheitesten der Mitte“.

Diese kollektive Intelligenz – also die „Weisheit der Vielen“ – wird heute noch viel zu leicht übersehen, beziehungsweise ignoriert. Leider ist die Auffassung, dass der „Durchschnittswähler“ keine wirkliche Ahnung davon hat, was es bedeutet zu regieren, gerade unter Führenden weit verbreitet!

Und genau das verursacht – meiner Meinung nach – auch die „Wahlverweigerung“ viel zu vieler Bürgerinnen und Bürger.

Daher wird mein Politikstil ganz entscheidend von einer guten, ehrlichen und aufsuchenden Bürgerbeteiligung geprägt sein.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Diese Aufgaben werden all mein Können, all meine Kraft und eine gesunde Balance zwischen betriebswirtschaftlich rationalem auf der einen Seite und kreativem und insbesondere emotional, sozial gerechtem Handeln auf der anderen Seite erfordern.

Ich werde den Bürgerinnen und Bürgern mit all meiner Kraft dienen, um unsere Stadt erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Ich bin mir sicher, dass Sie, liebe Stadträtinnen und Stadträte, mich genauso engagiert unterstützen werden wie meine Vorgängerin Frau Dr. Lohse.

Wir brauchen insbesondere die Liebe zu unserer Stadt und ihren Menschen, um das Ziel zu erreichen, Ludwigshafen in neuer Strahlkraft erblühen zu lassen.

Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Bürgerinnen und Bürger vertrauen auf einen neuen Wind!

Wie sagte Bloch? „Man muss verliebt sein ins Gelingen!“

Ich oute mich jetzt: Ich bin verliebt in diese Stadt und ich liebe auch das Gelingen!!

Lassen Sie uns jetzt mit der Arbeit beginnen. Lassen Sie uns gemeinsam ans Gelingen gehen!

Es ist mir eine große Ehre auch Ihre Oberbürgermeisterin zu sein.

Damit die Leichtigkeit auch immer ihren Platz bei unserer gemeinsamen Arbeit haben wird, möchte ich mit den Worten von Kristiane Allert-Wybranietz enden:

Ich für mich
Du für Dich
Für das WIR müssen
Beide etwas tun.
Einer allein
Kann WIR
nicht zusammenhalten.

Ich danke Ihnen sehr herzlich und freue mich auf eine vertrauensvolle, konstruktive und damit erfolgreiche Zusammenarbeit.