90 Jahre für den Schutz der Vogelwelt eingesetzt

40 Jahre Vorstand im Vogelschutzverein: Alfred Pfeiffer
40 Jahre Vorstand im Vogelschutzverein: Alfred Pfeiffer

Im Karl-Otto-Braun-Museum Oppau wurde gestern eine Ausstellung eröffnet, in der die Aktivitäten des seit 1927 bestehenden Vogelschutzvereins gezeigt werden.

Nach einleitenden Worten von Rolf Schröder, 1. Vorsitzender des „Förderverein K-O-Braun-Museum Oppau“ sprach der Vorsitzende des Vogelschutzvereins Alfred Pfeiffer über die beachtlichen Aktivitäten seiner heute nur noch 61 Mitglieder. Der Verein hat in den letzten 25 Jahren landespflegerische und vogelschützende Maßnahmen unternommen, sowie die Bevölkerung für den Natur- und Vogelschutz sensibilisiert.

Die Aktivitäten in Zahlen ausgedrückt:

  • 1978: Pflanzung von 1700 Bäumen und Sträuchern
  • 1979: Pflanzung von 1000 Bäumen und Sträuchern. Aufstellung von drei Schautafeln der einheimischen Vögel im „Oppauer Wäldchen“ und am ehemaligen Frankenthaler Kanal (mit „Oppauer Wäldchen“ ist der Grünzug vom Oppauer Park bis in die Pfingstweide gemeint)
  • Vogeleier und Vogelnestsammlung
    Vogeleier und Vogelnestsammlung

    1980: Aufstellung weiterer drei Schautafeln, u.a. mit den heimischen Amphibien.  Ausstellung der Vogeleier- und Vogelnestsammlung im Karl-Otto-Braun-Museum in Oppau

  • 1981: Ausstellung der Vogeleier- und Vogelnestsammlung im Pfalzmuseum für
  • Naturkunde in Bad Dürkheim
  • 1983: Anlegen zweier Feuchtbiotope (sogenannte „Krottenlöcher“) im Oppauer Wäldchen und in der Nähe von BASF –Tor 15
  • 1987: Pflanzung von 2100 Bäumen und Sträuchern
  • 1989: Baum- und Sträucherpflanzung, möglich durch eine Geldspende des Angelsportvereins Oppau – Edigheim
  • 1993: Pflanzung von 320 Bäumen und Sträuchern am ehemaligen Frankenthaler Kanal
  • 1995: Pflanzung von 22 Maulbeerbäumen, Birnbäumen usw., ebenfalls am ehemaligen
  • Frankenthaler Kanal
  • 1997: Pflanzung von 270 Bäumen und Sträuchern, darunter 5 Waldbirnen (Baum des
  • Jahres 1998) im Gebiet des Stricklerweihers
  • 1999: Pflanzung von 315 Bäumen und Sträuchern, zusammen mit dem Angelsportverein Oppau – Edigheim im Bereich des Gehlenweihers
  • 2001: Pflanzung von 3 Amberbäumen am „Tag des Baumes“ im Oppauer Park
  • 2002: Pflanzung von 4 Bäumen am Günther – Janson – Platz in Oppau aus Anlass des
  • 75- jährigen Vereinsjubiläums

Für diese Aktivitäten erhielt der Verein:

  • 1989: den Umweltschutzpreis der Stadt Ludwigshafen
  • 1990: einen Preis der Brauerei Bischoff, Winnweiler
  • 1998: den Umweltpreis der Bezirksverwaltung
  • 2003: den Umweltschutzpreis der Stadt Ludwigshafen

Weitere Aktivitäten des Vereins:

  • Jedes Jahr wird Anfang Mai eine vogelkundliche Exkursion durchgeführt. Dabei werden den Teilnehmern etwa 50 – 70 Vogelarten gezeigt und Details ihres Lebens (Nestbau, Eiablage, Vogelzug, Futtersuche usw.) erklärt.
  • Buchfinken-Wettsingen im Oppauer Park 2007
    Buchfinken-Wettsingen im Oppauer Park 2007

    Jährlich fand im Oppauer Park das traditionelle „Buchfinkenwettsingen“ statt, eine in der Pfalz einmalige Veranstaltung. Wir führten dieses Wettsingen nun seit 64 Jahren durch, ähnliches gibt es nur noch im Harz und in Belgien. Die Presse berichtet regelmäßig darüber, auch das Fernsehen war schon da, ebenso ein Wissenschaftler der Universität Kaiserslautern, der sich mit der Erforschung der Vogeldialekte befasst.

  • Haubentaucher
    Haubentaucher

    Der Verein betreut drei Futterhäuser (eins im Oppauer Park, eins im Oppauer Friedhof und eins im Edigheimer Friedhof). Diese Futterhäuser werden täglich kontrolliert und gereinigt, hierbei ist das Engagement der Vereinsmitglieder besonders gefordert. Jährlich werden dort 500 kg Sämereien und 200 – 300 Meisenknödel verfüttert.

  • In den beiden Friedhöfen, im Oppauer Wäldchen sowie im Gebiet des ehemaligen Frankenthaler Kanals wurden von uns über 200 Nistkästen aufgehängt, die vom Verein betreut werden (jährliche Reinigung, Reparatur und Ersatz).
  • Auf einer vom Verein gepflegten Trockenwiese wachsen viele und seltene Orchideenarten, z. B. der Bienenragwurz, dessen Bestand von 3 Exemplaren in 1982 auf über 200 Exemplare in 2002 angewachsen ist.
  • Die Pyramidenorchidee ist dort ebenso heimisch, sowie die Gamander Sommerwurz, die in der Pfalz als verschollen galt.
  • Im Oppauer Wäldchen kann man seltene Pflanzen sehen, darunter die Kornrade oder den breitblättrige Ständelwurz, ebenfalls eine Orchideenart.
  • Uralter Birnbaum am Frankenthaler "Restkanal"
    Uralter Birnbaum am Frankenthaler „Restkanal“

    Ein Rest des ehemaligen Frankenthaler Kanals wurde (in Zusammenarbeit und Unterstützung der BASF, sowie des hiesigen Ortsvorstehers) wieder mit Wasser befüllt und mit kleinen Fischen wie Moderlieschen, Stichlingen usw. besetzt.

  • Kröten, Frösche, Libellen usw. waren dort in großer Zahl zu finden und zu sehen, auch die Kaulquappen der seltenen Knoblauchkröte (bisher einziger Nachweis in Ludwigshafen!).
  • Leider ließen Mitarbeiter des städtischen Kanalbauamtes aus diesem Biotop das Wasser ablaufen und somit wurden alle darin lebenden Tiere getötet. Wir hoffen, dass sich die ganze Sache wieder regeneriert, aber das dauert mindestens 3 Jahre oder mehr.
  • Im Gebiet des Grünzuges vom Oppauer Park bis zur Pfingstweide (genannt „Oppauer Wäldchen) wurden bisher 140 Vogelarten beobachtet und nachgewiesen, darunter auch Fischadler, Eisvogel und Zaunkönig.
  • In den Jahren 1975 – 2001 wurden von 78 Vogelarten 31 507 Vögel beringt, darunter, um die häufigsten zu nennen: 6014 Mönchgrasmücken, 3715 Girlitze, 3578 Rotkehlchen usw. Die Nachtigallen waren dabei mit 1240 Exemplaren vertreten, auch so seltene Arten wie Drosselrohrsänger, Grünspecht, Baumpieper, Feldschwirl, Blaukehlchen, Schleiereule usw.
  • In Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Radolfzell führt der Verein Populationsuntersuchungen der Nachtigal durch.

In der Ausstellung ist die größte Vogeleier- und Vogelnestersammlung  von Rheinland-Pfalz zu besichtigen. Der Verein legt Wert auf die Feststellung, dass die Eier der Ausstellung keinesfalls aus den Nestern „geraubt“ und den Vögeln gestohlen wurden. Sie stammen aus verlassenen Nestern, wurden in herabgefallenen Nestern gefunden, oder dem Verein geschenkt.

Ortsvorsteher Udo Scheuermann bei seinem Grußwort
Ortsvorsteher Udo Scheuermann bei seinem Grußwort

Ortsvorsteher Udo Scheuermann würdigte den Einsatz des Vereines für den Vogelschutz, der schon frühzeitig den Wert des Schutzes der Vogelwelt sowie der Umwelt erkannte

Ein kleiner Verein mit großen Aktivitäten.

 

 

Einst Pfeiffers Lehrling, jetzt: Rainer Ritthaler, Bereich Umwelt Stadt Ludwigshafen
Einst Pfeiffers Lehrling, jetzt: Rainer Ritthaler, Bereich Umwelt Stadt Ludwigshafen

Pfeiffer stellte die beiden nachfolgenden Redner als „meine Lehrlinge“ vor. Rainer Ritthaler vom Bereich Umwelt der Stadt Ludwigshafen und Franz Stalla, ein Mitstreiter der ersten Stunde beim Vogel- und Umweldschutz, aus Ludwigshafen.

Ritthaler der die „Lehrzeit“ bei Pfeiffer bestätigte, berichtete in seinem Grußwort von den Aktivitäten aus seiner Anfangszeit.

Pfeiffer nimmt eine "Elwetrische" von Stalla in Empfang
Pfeiffer nimmt eine „Elwetrische“ von Stalla in Empfang

Stalla, der wie Pfeiffer für die Vogelwarte Radolfzell tätig ist, erwähnte in seinem Grußwort, dass er trotz großer Anstrengungen bei der Vogelberingung noch lange nicht die Zahlen von Pfeiffer erreiche. Er überreichte als Präsent eine Miniatur-Elwetritsche (für Nicht-Pfälzer: ein einheimischer Sagenvogel).

Pfeiffer hatte außer seinem Dank für das Geschenk in seinem Nachwort noch eine gute und eine schlechte Nachricht:

1. Vorstand Alfred Pfeiffer (l) mit Schriftführer Hubert V. Eisenhauer
1. Vorstand Alfred Pfeiffer (l) mit Schriftführer Hubert V. Eisenhauer

Die gute: an der Autobahnbrücke konnte er in 9 aufeinanderfolgenden Jahren in der gleichen Hecke eine brütende Nachtigal feststellen. Das besondere daran: an Hand der Beringung und der Rückmeldungen an die Vogelwarte Radolfzell, war diese Nachtigal 9 Mal in Südafrika an der gleichen Stelle gemeldet worden. Ihre Flugstrecke in dieser Zeit hin und zurück betrug also 180 000 Kilometer!

Die schlechte: An Hand seiner Fangzahlen musste Pfeiffer feststellen, dass der Vogelbestand seit 6 bis 7 Jahren stark zurückgeht. Hatte er vor 6 Jahren in seinem Gebiet noch 1500 bis 2000, waren es im letzten Jahr nur noch 73! Dieser alarmierende Rückgang ist in der gesamten Umgebung festzustellen. Schuld ist nicht wie von manchen vermutet der Klimawandel, sondern im norddeutschen Raum wurde im großen Ausmaß Geflügel mit exotischen Krankheiten eingeführt.

Die Ausstellung, können sie vom 14. bis zum 28. Januar 2018 im K-O-Braun-Museum Oppau, Edigheimer-Straße 26, sehen.